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20 Jahre Facebook. Bin ich wirklich schon so alt?

Am 04. Februar 2004 ging Facebook erstmals online. Vier Studenten der Harvard University hatten ein soziales Netzwerk für ihre Universität gegründet: Mark Zuckerberg, Dustin Moskovitz, Chris Hughes und Eduardo Saverin. Ein Jahr später hatten alle amerikanischen Unis einen Zugang und die vier erfreuten sich an einer Million Nutzer. – Eine Art Vorbote für das exponentielle Wachstum, welches das Netzwerk beibehalten sollte. Wer sich mit IT-Infrastrukturen und Unternehmensorganisation auch nur etwas auskennt weiß, welche erheblich Managementleistung hinter dem Support solcher Wachstumsraten steckt.

Die Älteren unter uns werden sich noch an StudiVZ (StudiVerzeichnis) erinnern. Es war ein ähnliches soziales Netzwerk, dessen Firmenname so attraktiv klang, als wäre er einer Akte des Finanzamtes entnommen worden. StudiVZ wurde im November 2005 gegründet und nach anfänglichem Boom von seinem amerikanischen Pendant wegen allzu großer Ähnlichkeiten erst verklagt und dann geschäftlich regelrecht abgewürgt. Es meldete 2017 Insolvenz an, dem Jahr, als Facebook zwei Milliarden monatliche Nutzer erreichte. Facebook wuchs in den Folgejahren bis 2023 auf 3,07 Mrd. monatlich aktive User (MAU), das ist ein Drittel aller Menschen auf dem Planeten. 

Im Oktober 2021 schuf das Unternehmen mit Meta Platforms ein Dach unter dem neben Facebook auch die Töchter WhatsApp, Instagram, Meta Quest und Threads organisiert wurden. Zahlreiche Landesgesellschaften sorgen hauptsächlich für die Vermarktung von Werbung, so auch die Facebook Germany GmbH mit Sitz in Hamburg.

Und der Zuckerberg wächst weiter

"Zuck" belegte im letzten Jahr mit 104 Milliarden US Dollar Privatvermögen laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes Platz 7 auf der Liste der reichsten Menschen der Welt. Meta schloss das Geschäftsjahr 2023 mit einem atemberaubenden Umsatz von 134,9 Mrd. US-Dollar ab, 16% mehr als im Vorjahr. Der Gewinn stieg bei nahezu gleich gebliebenen Kosten um 69% auf 39,1 Mrd. Deshalb spendiert der Konzern jetzt seinen Anlegern erstmals in seiner Geschichte eine Dividende. Aufhübschen für neue Investoren nennt man das. – Geht doch! Zum Vergleich: Die 1847 gegründete Siemens erzielte im Rekordgeschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 77,8 Mrd. Euro, hat also 176 Jahre dafür gebraucht. Die Plattformökonomie folgt ihren eigenen Gesetzen. Wer erfahren will, wie das funktioniert, dem empfehle ich mein Buch "Zeitenwende. – Wie die IT unsere Welt verändert.

Solche Zahlenspiele lassen leicht vergessen, dass Facebook tatsächlich erst 20 Jahre alt geworden ist.

Meine Kinder sagen mir, dass Facebook "was für die Alten" ist, junge Leute würden andere Netze nutzen. Dennoch zeigt das Unternehmen wenig Symptome des Unterganges. Vielleicht hilft der demographische Wandel ja ausnahmsweise mal. Meta beugt dem angeblichen Niedergang vor, es ist Teil der Neuaufstellung des Konzerns. Too big to fail? 

Wenn ein Drittel der Weltbevölkerung monatlich auf einem sozialen Netzwerk aktiv ist, dann bleibt das nicht ohne gesamtgesellschaftliche Folgen. Das gilt im Schlechten wie im Guten. Datenschutz, Fake News, Wahlmanipulation, Hassreden, psychische Abhängigkeit, Massenüberwachung, staatliche Regulierung, Konflikte mit dem Gesetz, … . Die Liste der Themen, von denen die vier Studenten nicht einmal träumten, ist lang. Eine solche Größe hat ihren Preis. Facebook steht damit stellvertretend für andere IT-Giganten und ist mit ihnen zum Lieblingskind medialer Negativberichte geworden. Das gilt weltweit, nicht nur in unserem Land, in dem man immer noch von den Industrien lebt, die es schon unter Kaiser Wilhelm II. gab.

Auf der oft übersehenen Positivseite ist Facebook zum Sprungbrett für Karrieren geworden, zur Plattform für Menschen, die ihre Meinung dort auch dann frei äußern können, wenn das in ihrem Land nicht möglich ist. Auf Facebook wird nicht nur manipuliert, sondern auch aufgeklärt und Transparenz geschaffen, Gruppen zur Selbsthilfe bilden sich und manche Wirtschaftszweige (wie digitales Publishing) wurden dort neu erfunden. Meinungsaustausch und Meinungsbildung funktionieren auf Facebook nicht nur über zentrale Vermittlungsinstanzen – wie Regierungen, Fernsehen oder Zeitungen – sondern im Peer-to-Peer Modus, indem die User sich als "Gleiche-unter-Gleichen" direkt untereinander austauschen können. Die Besitzer der "veröffentlichten Meinung" beugen sich zwangsweise der Umverteilung. Und eine gute Plattform für unkomplizierte Unternehmensgründungen scheint es auch zu sein.

Die Bilanz der 20 Jahre ist somit "mixed". Im Gesamtzusammenhang der technologischen Entwicklung aber durchaus positiv. Facebook zeigt uns, wie mit menschlichem Erfindergeist, guten Ideen, Tatkraft und neuen Geschäftsmodellen aus dem Nichts ein Weltkonzern mit einer Geschwindigkeit entstehen kann, die bei traditionellen, nicht IT-getriebenen Firmen undenkbar ist. IT ist auch in dieser Hinsicht ein absoluter Game Changer. Facebook ist somit auch ein Menetekel, das wiedermal deutlich macht: Wer in der Informationstechnologie nicht vorne mitspielt wird einfach abgehängt.

Foto von ThisisEngineering RAEng auf Unsplash

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