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Erste KI-Vereinbarungen mit US Gewerkschaften

Es ist wohl eher selten, dass ein amerikanisches Unternehmen die Vorreiterrolle  beim Abschluss einer der ersten weltweiten Vereinbarungen mit einer Gewerkschaft einnimmt. Gleich zwei Meldungen gibt es dazu: eine aus Hollywood und eine aus dem Headquarter von Microsoft in Redmont, WA. Vielleicht inspirierte in diesen Fällen ja die Nähe zum Silicon Valley?

Am 09. November 2023 hat sich die Gewerkschaft der Schauspieler (SAG-AFTRA) mit der Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), der auch Riesen wie Netflix und Walt Disney angehören,  auf ein Abkommen zum Einsatz von KI geeinigt. Nebenbei wurde auch noch zusätzliche Kompensation in Höhe von rund einer Milliarde Dollar durchgesetzt. Damit hat sich der private Sektor schneller als jede staatliche Regulierung auf die neue Arbeitsrealität eingestellt. Der Streik der Schauspieler, der am 14. Juli begann, wurde erst nach rund sechs Monaten beendet. Auch die darin erkennbare Zähigkeit der Künstler hat etwas Beeindruckendes. Nicht jeder von ihnen verdient Millionen und kann sich das leisten.

Worum ging es? Computer-generierte Spezialeffekte jeglicher Art sind jedem bestens bekannt, der sich gelegentlich Filme anschaut. Wenn allerdings Schauspieler in Gänze durch digitale Body Doubles ersetzt werden, dann hat das einen neue Qualität. Genau darum ging es bei dem Streik. Wer in persona nicht mehr gebraucht wird, um in einem Film mitzuspielen, der hat ein existenzielles Problem. Genau dieses Problem ist nun für die Schauspieler offensichtlich zufriedenstellend rechtlich geregelt. 

Einer der Kernsätze der Vereinbarung lautet: Einwilligung und faire Kompensation für lebende oder verstorbene Künstler für die Nutzung von KI-generierten Inhalten, an denen sie beteiligt sind oder waren. Der Vorgang ist eine Art Menetekel für das, was noch kommen wird. KI hat das Potenzial, auf vielfältige Weise, wenn auch nicht immer so öffentlichkeitswirksam wie in Hollywood, urheber- und arbeitsrechtliche Fragen aufzuwerfen.

Bei Microsoft lässt man es garnicht erst zum Streik kommen. Das Unternehmen hat am 11. Dezember verkündet, dass es mit dem mitgliederstärksten Gewerkschafts-Dachverband des Landes, der American Federation of Labor and Congress of Industrial Organizations (AFL-CIO), eine Vereinbarung zur KI-Nutzung abgeschlossen hat. Drei Ziele werden damit verfolgt:

  1. Umfassende Informationen zu KI-Technologietrends mit Gewerkschaftsführern und Arbeitnehmern zu teilen,
  2. die Sichtweisen und Fachkenntnisse der Arbeitnehmer in die Entwicklung von KI-Technologien zu integrieren und
  3. dazu beizutragen, die Politik so zu gestalten, dass sie die Technologiekompetenz und die Bedürfnisse der Arbeitskräfte unterstützt.

Europäische Gewerkschaften würden das wohl eher als "weiche Ziele" betrachten, dennoch, ein kooperativer Anfang ist besser als keiner. Und unter den Augen eines aufmerksamen Kongresses macht es für Microsoft als der größte Investor in OpenAI sicher Sinn, die Initiative zu ergreifen.

Foto Nick Verlaaan auf Pixabay

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