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Big Tech. – Aus „Liberation Day“ wird „D-Day“.

Ökonomischer Amoklauf

Big Tech stand artig lächelnd, aber anscheinend nicht immer sonderlich interessiert, bei der Amtseinführung von Präsident Trump am 20. Januar 2025 Spalier. Als dieser am 02. April die Welt mit Zöllen überzog, war das Lächeln schnell vorbei. Nur einen Tag später hatten Tech Aktien mehr als 1 Billion US-Dollar an Wert verloren. Apple war der größte Verlierer und büßte über Nacht 9% an Börsenwert ein, für NVIDIA ging es 7,8% nach unten. Der Rest der "Gloreichen Sieben", die Börsenstars des Jahres 2024, mussten ebenfalls teuer für Trumps Politik bezahlen. Für sie schlug sein Rundumschlag gegen die Welt des Freihandels mit einem Tagesverlust von 600 Milliarden US Dollar zu Buche. Und am Freitag, den 04. April, ging es "lustig" weiter. Über insgesamt 183 Länder hatte der Mann im Weißen Haus 10% und zum Teil deutlich mehr an Importzöllen verhängt, China gehört zu denen, die es mit 34% mit am härtesten trifft. Sie kommen auf die schon für manche chinesischen Güter existierenden 20% nochmal oben drauf. Das macht 54% insgesamt. "Liberation Day" nennt der Präsident seinen ökonomischen Amoklauf und hat gleich noch den nationalen Notstand zur Rettung der heimischen Wirtschaft ausgerufen. Das verhindert, dass er mit den Zollerhöhungen durch den amerikanischen Kongress muss. Für die High Tech Branche (und nicht nur für die) klingt es eher nach "D-Day", nur das Amerika diesmal nicht auf der Gewinnerseite steht.

Das Imperium schlägt zurück

China reagierte prompt. Am 04. April antwortete die Nummer 2 der Weltwirtschaft mit ebenfalls 34% Zoll auf amerikanische Importe. Die EU als Nummer 3 verhandelt noch, versucht eine Eskalation zu verhindern. Hier spielen nicht nur wirtschaftliche Fragen eine Rolle. Trump, der die Führung eines Landes simplistisch als eine Aneinanderreihung von Deals versteht, hat sich ja schon öfters wieder umbesonnen. Erst Druck aufbauen, dann verhandeln, dann Dinge wieder zurücknehmen. In der Politik funktioniert das mittel- und langfristig noch weniger als in der Wirtschaft. Die Währung, mit der ein solches Verhalten bezahlt wird, heißt nicht Dollar, Euro oder Yuan, sie heißt Vertrauen. Und wie wir aus dem ehemaligen Werbeslogan der Deutschen Bank noch wissen: "Vertrauen ist der Anfang von allem". Umgekehrt gilt daher auch: Mißtrauen ist das Ende von allem.

Exzerpt von https://www.reuters.com/graphics/USA-TRUMP/TARIFFS/movayyxzjva/

Die Angst der Plattformen

Gerade im Hinblick auf Big Tech und seine sozialen Medien hat auch die EU ein paar Trümpfe in der Hand. Plattformen wie Meta und X haben derzeit eh schlechte Karten, da ihre Dominanz und ihr Verzicht auf die Kontrolle von Inhalten nicht mit dem Digital Markets Act und dem Digital Services Act der EU in Einklang zu bringen ist. Rechtlich einfacher gegen die Plattformen durchzuziehen aber wäre eine Digitalsteuer (DST), wie sie zum Beispiel Frankreich, Italien und Spanien schon erheben bzw. erheben wollen. Sie macht die Verbindung von Handelspolitik und Besteuerung als Waffe deutlich. – Schließlich sind Trumps Zölle ja auch nichts anderes als die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Eine solche Steuer würde sich zwar nicht explizit gegen amerikanische Unternehmen richten, würde aber die großen sozialen Medien ganz besonders treffen. – Autsch!

Quelle: Freepik.com

Lieferketten und China

Fast 30% der Exporte amerikanischer Maschinen zur Herstellung von Halbleitern gehen immer noch nach China. Ein Zoll von 34% auf amerikanische Güter macht den Konkurrenten aus Europa das Tor in die Volksrepublik noch weiter auf. Am deutlichsten aber zeigt der eingangs beschriebene Kursverlust von Apple die Situation. Viele der Big Tech Firmen beziehen die Bauteile ihrer Hardware aus China. Das Land ist ein großer Player im Markt für elektronische Komponenten und dort sitzen demgemäß auch bedeutende Zulieferer. So baut zum Beispiel Foxconn in Zhengzhou ("iPhone City") Apples Umsatzbringer Nr. 1 zusammen. – Auch wenn Apple bestrebt ist, durch Verlagerung in andere Länder, wie etwa Vietnam, seine Abhängigkeit zu verringern. Leider wurde Vietnam aber auch mit 46% Importzoll bestraft. No more place to hide?

Ein anderes bedeutsames Thema sind seltene Erden, die ebenfalls für Geräte wie etwa das iPhone gebraucht werden und von denen 90% der weltweiten Lieferungen aus der Volksrepublik kommen.

Nicht nur Big Tech verliert

Ich bin kein Ökonom. Auch kein Politiker. Ich kann aber 1 + 1 zusammenzählen. Es tut in der Seele weh, zu sehen, wie ein großes, bisher freundschaftlich verbundenes Land mit großartigen Menschen durch eine kurzsichtige, fehlgeleitete Politik dauerhaft an Bedeutung und an Freunden verlieren wird, ins Chaos gestürzt wird und die Weltwirtschaft mit sich reißen könnte. De-risking und De-coupling erhalten plötzlich eine ganz andere Bedeutung für uns. Wer hätte das je gedacht? Immerhin: Trumps Zustimmungsrate ist mit 43% (von 47% am 20. Januar) in kurzer Zeit deutlich gesunken, wie „The Hill“ heute verkündet hat. Wenn seine Politik im Geldbeutel der "Normalos" angekommen ist, dann wird es noch Hoffnung geben. Am 03. November 2026 sind die Zwischenwahlen zum Repräsentantenhaus und dem Senat … .

Quelle für das Titelbild: NBC News, YouTube https://rb.gy/j7u4b1

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